Ein Film von Zanny Begg & Oliver Ressler
40 Min., HD, AT/AU 2008
“What Would It Mean To Win?” wurde während der Blockaden des G8-Gipfels in Heiligendamm in Deutschland im Juni 2007 aufgenommen. In ihrem ersten gemeinsamen Film fokussieren Zanny Begg und Oliver Ressler den aktuellen Stand der Anti-Globalisierungsbewegung in einem Projekt, das aus der Beschäftigung der beiden Künstler_innen mit Globalisierung und ihren Zumutungen entsteht. Der Film kombiniert dokumentarisches Bildmaterial mit Interviews und Animationssequenzen und ist anhand von drei für die Bewegung wichtigen Fragen strukturiert: Wer sind wir? Was ist unsere Macht? Was würde es bedeuten zu gewinnen?
Beinahe zehn Jahre nach “Seattle” erforscht dieser Film die Auswirkungen, die diese Bewegung auf die zeitgenössische Politik hatte. Seattle wurde als Geburtsort der “Bewegung der Bewegungen” beschrieben und hat eine Zeit markiert, in der sich Widerstand gegen die kapitalistische Globalisierung in den Industriestaaten entwickelte. Es wurde als jene Zeit betrachtet, in der ein neues soziales Subjekt – die Multitude – die politische Landschaft betrat. In letzter Zeit hatte die Anti-Globalisierungsbewegung einige Schwierigkeiten, die auch mit der Änderung der globalen Politik nach den Anschlägen am 11. September 2001 im Zusammenhang standen.
Die Proteste in Heiligendamm brachten das Vertrauen, den Erfindungsreichtum und die Kreativität der Globalisierungsbewegung wieder zum Vorschein. Besonders die 5-Finger-Taktik – bei der Protestierende über die Felder Rostocks ausschwärmten und die Polizeireihen umgingen – war erfolgreich für die Errichtung von Blockaden auf allen Zufahrtsstraßen nach Heiligendamm. Die für den G8-Gipfel arbeitenden Leute waren gezwungen, mit dem Hubschrauber oder dem Boot zum Gipfel an- und abzureisen, was einen symbolischen Sieg für die Bewegung bedeutet.
“What Would It Mean To Win?” spricht, wie der Titel bereits impliziert, diese zentrale Frage für die Bewegung an. Während der Demonstrationen in Seattle war “wir gewinnen” ein populärer Graffitislogan, der die Euphorie, die mit dem Aufkommen einer neuen Bewegung einherging, widerspiegelte. Seit dieser Zeit wurde der Slogan auf spekulativere Weise angesehen. Dieser Film versucht über die Frage hinaus zu gehen, ob wir “gewinnen” oder nicht, indem gefragt wird, was es denn überhaupt bedeuten würde zu gewinnen.
John Holloway bezieht sich in seiner Antwort auf die Frage “Was würde es bedeuten zu gewinnen?” auf Subcomandante Marcos, der einst “gewinnen” als die Fähigkeit beschrieb, ein “unbegrenztes Filmprogramm” zu leben, in dem Teilnehmer_innen sich jeden Tag, jede Stunde, jede Minute neu erfinden könnten. Die Animationssequenzen nehmen das als Ausgangspunkt um der Frage nachzugehen, wie Ideen mit sozialer Wirkung, Kampf und das Gewinnen in unsere Vorstellungen von Politik eingebaut werden.
Konzept, Interviews, Schnitt, Produktion: Zanny Begg & Oliver Ressler
Interviewpartner_innen: Emma Dowling, John Holloway, Adam Idrissou, Tadzio Mueller, Michal Osterweil, Sarah T.
Kamera: Oliver Ressler
Animation: Zanny Begg
Music: Kate Carr
Bildbearbeitung: Markus Koessl
Tonbearbeitung: Rudi Gottsberger
Herzlichen Dank an Turbulence, Holy Damn It, Conrad Barrett
Förderungen: Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur; College of Fine Art Research Grants Scheme, Sydney