Eine Plakatserie von Oliver Ressler & Martin Krenn
1995
Im November 1995 wurden drei unterschiedliche 16-Bogen-Plakate „Die Neue Rechte – Materialien für die Demontage“ an 36 Standorten in Wien präsentiert. Zusätzlich wurden von Mitte November an 13 kleinformatigere Plakate „Die Neue Rechte – Materialien für die Demontage“ vier Wochen lang in U-Bahn-Stationen (vor allem der Linie U2) affichiert.
Ausgangspunkt der Arbeit war die 1994 im Ullstein-Verlag erschienene Publikation „Die selbstbewußte Nation“. In diesem Buch versuchen nationalkonservative Autor_innen, den Begriff der „Neuen Rechte“ zu etablieren und neurechtes Gedankengut zu verbreiten.
Ideologische Argumente der Neuen Rechte finden in Verlagen, Zeitschriften, Institutionen und gemeinsamen Buchpublikationen ein Interaktionsgeflecht. Der durch kulturalistische und/oder geschlechtliche Differenz getarnte Rassismus neurechter Publikationen ist aufgrund seiner gesellschaftlichen Akzeptanz bei breiten Schichten der Bevölkerung besonders gefährlich. So konnte es der Neuen Rechte gelingen, in ihrem Bemühen um kulturelle Hegemonie bis weit in den Bereich des Konservativismus hinein, nicht nur Stichwortgeber für den politischen Diskurs zu sein, sondern geradezu eine Dimension von (sozial konstruierter) Wirklichkeit zu etablieren, die inzwischen in weiten Kreisen schon fast unbefragt als Realität akzeptiert wird.
Die Plakatserie versucht, den Rassismus in den Strukturen seiner Identifikationen und deren Besetzungen aufzuzeigen. Für diesen Zweck werden eindeutig formulierte neurechte Zitate mit – nach inhaltlichen Kriterien – ausgewählten Textteilen, die sich kritisch mit diesen Positionen auseinandersetzen, konfrontiert. Diesen Textzeilen wird eine Linie unterlegt, die die Notwendigkeit von Standpunkten gegen die Neue Rechte unterstreicht, und zusätzlich einen Strich durch die strategisch verschleierte Rhetorik der Neuen Rechte macht.
Die Standorte der Plakate waren Orte im U-Bahn-Bereich, Bushaltestellen und andere Plätze, die von Fußgänger_innen frequentiert werden, wodurch die Lesbarkeit der Plakate und eine Auseinandersetzung mit deren Inhalten ermöglicht wurde.