The economy is wounded – let it die!

Digitaldrucke, Poster von Oliver Ressler

2016

Es gibt zwei Fassungen von „The economy is wounded – let it die!“:

Diese großformatige Fotoarbeit zeigt Containerschiffe und andere Frachtschiffe, die im Begriff sind, im Meer zu versinken – ein Verweis auf ein ökonomisches System, das auf globalen Handel beruht und ökologische und soziale Katastrophen auf einer täglichen Basis produziert. Die Arbeit stimmt mit einer kritischen Sicht in der Diskussion über den Klimawandel überein: Dem Argument, dass die Klimakatastrophe nur durch einen systemischen Wandel gestoppt werden kann, der auch den sogenannten „freien Handel” von Waren quer über die Welt radikal reduzieren würde. Der Transport von Gütern, die im globalen Süden produziert und für den Konsum im Norden über die Ozeane mittels gigantischer, Schweröl verbrennender Schiffe transportiert werden, verursacht den bis zu sechsfachen Ausstoß an CO2 im Vergleich zu den Emissionseinsparungen im Norden.

“The economy is wounded – let it die!”. Installation view: “… was haben wir dann heute?”, Kunst im öffentl. Raum Niederösterreich, Schallaburg, 2016
“The economy is wounded – let it die!”, digital print, 2016 (detail)

Das Großflächenplakat (6 x 2 Meter) zeigt ein Panorama der Donau bei Melk (in Österreich), dem nächsten größeren Ort in der Nähe der Schallaburg, wo das Billboard aufgestellt ist. Die Fotografie zeigt Frachtschiffe von der Art, die die Donau befahren und ca. 10 Millionen Tonnen Güter pro Jahr nach oder durch Österreich hindurch transportieren. Die abgebildeten Schiffe sind jedoch ineinander verkeilt, und manche auf Grund gelaufen. Teile der Schiffe sind verkohlt. Rauch steigt auf. Ausgetretener Diesel ist auf der Oberfläche des Wassers zu sehen.

Während man die fotografische Szenerie auf den ersten Blick wohl eher mit einer schweren Schiffskatastrophe assoziiert, wird bei näherer Betrachtung klar, dass eine derartige Verkeilung kaum durch einen Unfall zustande kommen kann.
Was hier zu sehen ist, ist eine Barrikade, die von einem Ufer der Donau zum anderen reicht; eine bewusste Sabotage des Transportwegs, die den Fluss für jeglichen Schiffsverkehr unpassierbar macht.

Diese künstlerische Arbeit ist Teil einer kritischen Diskussion, die davon ausgeht, dass bedrohliche globale Entwicklungen wie die Klimaerwärmung nur durch einen systemischen Wandel der Wirtschaft zu stoppen sind, der den Handel und Verkehr von Gütern rund um den Globus radikal beschränkt. Dies würde dazu führen, dass Produkte wieder vermehrt regional für lokale Verbraucher_innen hergestellt würden.

Das stände im starken Kontrast zum gegenwärtigen, System, bei dem gigantische Mengen an Schweröl beim transkontinentalen Transport von Gütern verschleudert werden und schadstoffspuckende Fabriken im globalen Süden konzentriert sind.

Das Billboard will die Forderung zahlreicher sozialer Bewegungen nach einer Abwicklung des sogenannten freien Warenverkehrs in ein prägnantes Bild übertragen. Der Titel „The economy is wounded: let it die!“ bezieht sich auf ein Graffiti vom Mai 1968 in Paris („L’économie est blessée, qu’elle crève !“), und verweist hier auf die Krisenhaftigkeit des heutigen globalen Kapitalismus, und dass dieser nur durch die Beteiligung an einer Vielzahl widerständischer Praxen zu transformieren ist.

Fotografie: Gerald Roßbacher
Fotomontage: Andreas Jalsovec
Mit besonderen Dank an Maren Richter
Ein Kooperationsprojekt der Abt. Kunst und Kultur / Kunst im öffentlichen Raum des Landes Niederösterreich und der Schallaburg Kulturbetriebsges.m.b.H.

“The economy is wounded – let it die!”. Installation view: “Everything Under Control” (solo show), ar/ge kunst, Bolzano, 2016
“The economy is wounded – let it die!”. Installation view: “Who Throws Whom Overboard?” (solo show), SALT Galata, Istanbul, 2016
“The economy is wounded – let it die!”. Installation view: “Who Throws Whom Overboard?” (solo show), SALT Galata, Istanbul, 2016
Poster for solo show: “Who Throws Whom Overboard?”, SALT Galata, Istanbul, 2016