Socialism Failed, Capitalism is Bankrupt.
What comes Next?

Eine Installation und ein Film von Oliver Ressler

2010

Das Projekt „Socialism Failed, Capitalism is Bankrupt. What comes Next?” (Der Sozialismus ist gescheitert, der Kapitalismus ist bankrott. Was kommt als Nächstes?) konzentriert sich auf die politische und ökonomische Situation der Republik Armenien, einem Nachfolgestaat der Sowjetunion. Das Projekt artikuliert sich in zwei verschiedenen Formaten: Im Kurzfilm „Socialism Failed, Capitalism is Bankrupt. What comes Next?“ (19 min., 2010) und in der 2-Kanal Videoinstallation, die mit einer Foto-basierten Arbeit am Fußboden vervollständigt wird.

“Socialism Failed, Capitalism is Bankrupt. What comes Next?”, still

Der Film „Socialism Failed, Capitalism is Bankrupt. What comes Next?“ wurde im Sommer 2010 im größten Bazar von Jerewan aufgenommen, der „Bangladesh“ genannt wird. Im Bazar „Bangladesh“ versuchen täglich mehr als 1000 Personen als Händler_innen ihr Überleben zu meistern, doch ein/e durchschnittliche/r Verkäufer/in verdient nicht mehr als 100 bis 250 Euro pro Monat. Im Film erzählen die Kaufleute des Markts von ihrem Kampf ums Überleben in der Krise eines post-sozialistischen Staates, in dem der Großteil aller Fabriken der Sowjetzeit geschlossen und das soziale Sicherheitsnetz aufgelöst wurde. Die Markthändler_innen, meist ehemalige Fabriksarbeiter_innen, schildern die Verschlechterung ihrer Lebenssituation nach dem Ende der Sowjetunion und sprechen von ihren Hoffnungen und Erwartungen im Hinblick auf soziale Veränderung. Während sie in Not leben, arbeitet eine kleine, aber äußerst einflussreiche Schicht korrupter Politiker und superreicher Oligarchen mit internationalen Unternehmen zusammen, um sich an der Übertragung von Staatseigentum und Bergbaulizenzen zu bereichern.

“Socialism Failed, Capitalism is Bankrupt. What comes Next?”, still

Levon Yeremyan, ein ehemaliger Mathematikprofessor, der jetzt als Händler im Bazar „Bangladesh“ überlebt, stellt fest: „95 Prozent der Leute arbeiten für einen Mindestlohn, der im Vergleich zu europäischen Standards lächerlich gering ist, und die anderen 5 Prozent leben wie arabische Scheichs.“ Die meisten Leute würden dieser Beschreibung vom großen Abstand zwischen den verarmten Massen und den Oligarchen in Armenien sicherlich zustimmen. Diese enorme Kluft widerspricht den geschönten offiziellen Angaben.

“Socialism Failed, Capitalism is Bankrupt. What comes Next?”. floor piece

Im Rahmen des Projekts entstand auch eine Foto-basierte Arbeit in der Form Armeniens mit einer Größe von drei Metern Durchmesser. Die Arbeit ist für den Fußboden konzipiert und liefert eine Visualisierung der extremen Ungleichverteilung des Reichtums.

In der 2-Kanal Videoinstallation wird das „Bangladesh“ Video mit einem (stummen) Video kombiniert, das auf ehemalige Sowjetfabriken in Jerewan fokussiert, die entweder geschlossen wurden, mit verringerter Kapazität produzieren, oder aber zu etwas anderem umgewandelt wurden. Jede Fabrik wurde in einer einzigen 20 Sekunden dauernden Einstellung gefilmt, die mit folgenden Informationen ergänzt wird: Name der Fabrik, Art der Produktion, Zeitpunkt der Schließung, gegenwärtige Besitzverhältnisse und jetzige Verwendung.

“Socialism Failed, Capitalism is Bankrupt. What Comes Next?”, 19 min., HD, AM/AT 2010

Konzept, Kamera, Tonaufnahme, Videoschnitt und Produktion: Oliver Ressler
Interviews, Übersetzung und Schnittassistenz: Arpineh Galfayan
Tonmischung und Farbkorrektur: Rudi Gottsberger
Fabriksrecherche: Nora Galfayan, Vahe Budumyan
Das Projekt wurde während eines Aufenthaltes in Jerewan im Rahmen des Projekts „Eat and Work“ unter der Leitung von Anna Barseghian verwirklicht mit der Unterstützung von Utopiana und BM:UKK.