Ohne Titel (EU Poster Projekt)

Poster für “Minority Report: Challenging Intolerance in Contemporary Denmark” von Oliver Ressler & Martin Krenn

2004

No Title (EU Poster Project), banner, 4 x 4 m, 2004

Ohne Titel (EU Plakatprojekt, 2004) wurde für “Minority Report: Challenging Intolerance in Contemporary Denmark” produziert. Diese Ausstellung fand 2004 an mehreren Orten in Aarhus, Dänemark statt. Das Plakat verdeutlicht, wie sehr der Kapitalismus von der Spaltung der Geschlechter und Ethnien abhängt.

Empty wall from which the banner was stolen
The label remains on the wall from which the banner was stolen

Eine Fassung dieser Arbeit hing als 4 x 4m großes Transparent an der Fassade der Reithalle in Aarhus, wo ein Teil der Ausstellung zu sehen war. In der Nacht vom 24. auf den 25. September 2004 – einen Tag vor der Eröffnung von „Minority Report“ – wurde es demontiert und von einer/m Unbekannten/Gruppe entwendet.

Die zweite Fassung dieser Arbeit war ein Plakat, das in der Woche vom 18.-24. Oktober in 90 städtischen Leuchtreklamekästen in Aarhus gezeigt werden sollte. Aber die Reklamefirma AFA JCDecaux weigerte sich, die Plakate der Öffentlichkeit zu zeigen, da eine Arbeit, die das Logo mit den 12 Sternen der Europäischen Union verwendet, angeblich das Urheberrecht verletze. Es steht außer Frage, dass die Firma wie auch die Stadt Aarhus das Plakat aufgrund seiner politischen Aussage nicht in den städtischen Leuchtreklamekästen zeigen wollten.

No Title (EU Poster Project), poster, 175 x 118,5 cm, 2004
One of 90 posters in city lightboxes in Aarhus that could only be presented after three stars of the EU Logo got covered. (photo: Tone Olaf Nielsen)

Der Text auf dem Transparent und auf dem Poster lautet:
„Das Herrschaftsverhältnis Kapitalismus legitimiert sich über gegensätzliche Ideologien: auf der einen Seite der universalistische Anspruch der Leistungsgesellschaft, auf der anderen Seite Rassismus und Sexismus. Das nicht einlösbare Gleichheitsversprechen des Kapitalismus braucht Ungleichheitsideologien wie Rassismus. Rassismus legitimiert die bestehenden Ungleichheitsverhältnisse im Kapitalismus und trägt damit zu seiner Aufrechterhaltung bei. Antirassistische Praxis muss somit immer auch auf die Demontage des kapitalistischen Systems abzielen.“

Die Künstler machten dazu folgende Aussage: „Es ist schade, dass die Stadt Aarhus es nun entgegen ihrer früheren Zusage ablehnt, unsere Plakate in ihren 90 städtischen Leuchtreklamekästen öffentlich auszustellen. Der Diebstahl unseres Transparents vor der Eröffnung von ‚Minority Report‘ und die Zensur unseres antirassistischen Kunstwerks durch die Aarhuser Stadtverwaltung, muss wohl mit der politischen Situation in Dänemark in Verbindung gebracht werden. Leider wird das vorherrschende Bild einer rechten Politik des Ausschlusses in Dänemark durch dieses Vorgehen nur bestätigt.“

No Title (EU Poster Project), poster, 175 x 118,5 cm, 2004/2016. Installation view: “Who Throws Whom Overboard?” (solo show), SALT Galata, Istanbul, 2016

Nachdem die Medien, wie das dänische Staatsfernsehen, sowie Radiosender und Zeitungen Druck machten und Oliver Ressler und Martin Krenn intervenierten und drei Sterne des EU Logos auf dem Plakat überdeckten, musste die Stadt Aarhus nachgeben. Die Plakate wurden letztendlich in 90 Leuchtreklamekästen in der Innenstadt von Aarhus installiert. Die schäbige Ausrede, das Werk sei wegen einer „Urheberrechtsverletzung“ zensiert worden, konnte durch das Eingreifen der Künstler untergraben werden.