Eine Installation von Oliver Ressler
2021
„Drillbit“ (Bohrkopf) besteht aus zwei Elementen. Das eine ist eine ca. vier Meter hohe Skulptur aus drei am Boden stehenden Rundhölzern, die im oberen Bereich mit einem Seil verbunden sind. Die Hölzer münden am Boden in drei Objekte, deren Funktion sich nicht unmittelbar erschließt. Man könnte etwa an mittelalterliche Waffen oder Folterinstrumente denken.
Es sind jedoch Bohrkopfe der Erdölindustrie, die bei Bohrungen in Gesteinsschichten zum Einsatz kommen.
In Sichtweite zur Skulptur befindet sich eine großformatige Fotografie (136 cm x 96cm). Diese bildet die miteinander verbundenen Rundhölzer ab und macht deren Funktion sichtbar. Es handelt sich um ein Tripod, eine Dreibein-Konstruktion, die in Aktionen zivilen Ungehorsams bei Blockaden zum Einsatz kommt. Üblicherweise befinden sich ein oder zwei Personen auf einer Plattform oder Hängematte weit über dem Boden, um die Räumung der Blockade für die Polizei zu erschweren. Auf der Plattform auf der Fotografie befinden sich hingegen deutlich mehr Personen. Diese führen Transparente mit sich, die auf eine Demonstration im Klimakontext hinweisen.
Das auf der Fotografie abgebildete Tripod umspannt die acht Kilometer des geplanten Autobahntunnels für Wien, der ein autozentriertes Verkehrssystem auf weitere Jahrzehnte einbetonieren würde. Jeweils eines der Rundhölzer mündet in den Bereich der geplanten Eintrittsorte der Tunnelröhre, die nach dem Wunsch der maßgeblichen politischen Parteien Österreichs das darüber befindliche Naturschutzgebiet Lobau durchbohren sollen.
Die Verwendung von Bohrköpfen ist eine ironische Variation der bekannten Redewendung „Schwerter zu Pflugscharen“. Die zerstörerischen Werkzeuge der Erdölindustrie werden zu produktiven Werkzeugen des zivilen Ungehorsams umkodiert. Die Montage verweist auf die Notwendigkeit, sich der Aufgabe zu widmen, die Lebensbedingungen auf der Erde für zukünftige Generationen zu erhalten, indem der Bau aller neuen Infrastrukturen, die der fossilen Logik gehorchen, blockiert wird. Die quasi-surreale Anlage der Fotografie steht für die Komplexität und enorme Tragweite dieses Unterfangens.
Fotografie: Lisbeth Kovacic
Montage: Mateusz Niechoda
3D Prints: Maximilian Klammer
Diese Installation entstand im Rahmen von „Barricading the Ice Sheets“, gefördert vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF: AR 526).