Ein Projekt von Oliver Ressler & David Thorne
2001-2005
“Boom!” ist ein kollaboratives Projekt von Oliver Ressler (AT) und David Thorne (US). Das Projekt besteht aus Foto-Text-Arbeiten in unterschiedlichen Medien, entworfen für die flexible Herstellung und Anbringung in einer Vielfalt von Präsentationskontexten. Das Projekt begann als eine Reihe von Transparenten für Antiglobalisierungsproteste; es wurde auch in Kunstinstitutionen, als Beiträge in Printmedien und als öffentliche Kunst umgesetzt.
Die Arbeiten versetzen die üblicherweise kurze linguistische Struktur der “URL” mit ausführlichen Statements, um defekte Webadressen zu generieren, die einige zentrale Mythen des globalisierten Kapitalismus hinterfragen. Diese defekten URLs sind zusätzlich mit Texten und Fotografien verbunden, um anzudeuten, dass der momentane (oder ist er etwa schon wieder “vorbei”?) wirtschaftliche Boom ein Ausdruck der zunehmenden Krise des Kapitalismus ist, und dass “Boom” nicht nur als “Ausweitung” (das Kapital auf der Suche nach Profit), sondern auch als möglicher Kollaps oder Explosion zu verstehen ist.
Die erste Version von “Boom!” war Teil der Ausstellung “What, How & For Whom” in der Kunsthalle Exnergasse in Wien im Juni 2001. Der Text “oppositions nestle everywhere, settle everywhere, establish connections everywhere” ist ein leicht abgeändertes Zitat aus dem Kommunistischen Manifest. In Bezug auf die sich ausweitenden, globalisierenden Tendenzen des Kapitals schreiben Marx und Engels, “Überall muss sie [die Bourgeoisie] sich einnisten, überall anbauen, überall Verbindungen herstellen.”
Wir produzierten 3 Transparente (12 x 6 Ft.), die auf mehreren öffentlichen Demonstrationen eingesetzt wurden, z.B. auf den Demonstrationen gegen das World Economic Forum in New York im Januar/ Februar 2002 und in Salzburg im September 2002. Diese Arbeiten sind als Protestslogans eher untypisch, aber wir glauben, gerade das macht ihre Stärke aus – sie hinterfragen die Mystifikationen in der globalen Wirtschaft und legen gleichzeitig nahe, dass kritische Analyse undidaktisch, herausfordernd und humorvoll sein kann.
“3 proposals for banners” (3 Vorschläge für Transparente) (2004) ist eine Reihe von Zeichnungen von außergewöhnlich langen Protesttransparenten, die von einer starken und radikalen internationalen antikapitalistischen Bewegung benutzt werden könnten. Diese relativ untypischen Transparente könnten in Demonstrationen Einsatz finden, an Gebäudefassaden hängen oder in öffentlichen Räumen ausgestellt werden, um die Rhetorik oppositioneller Politik aufzumischen und die visuellen und verbalen Sprachen des Protests zu verkomplizieren.
Versionen von “Boom!” waren in den folgenden Ausstellungen zu sehen: CCA Glasgow (UK, 2005), Ottawa Art Gallery (CA, 2005), Govett-Brewster Art Gallery, New Plymouth (NZ, 2005), Kunsthalle Wien, ständige Ausstellung am Karlsplatz, Wien (2004), Dunkers Kulturhus, Helsingborg (SE, 2003), Gallery 825, Los Angeles (2003), Whitney Museum of American Art Independent Study Program Exhibition, New York (2002), Los Angeles Contemporary Exhibitions, LA (2002), World-Information.Org, Amsterdam (NL, 2002), Kunst Raum Goethestraße, Linz (AT, 2002), Kunsthalle Exnergasse, Wien (2001 und 2004) und andere.