Ein Projekt von Oliver Ressler
Salzburger Kunstverein/Ringgalerie, 1996
Der so genannte Treibhauseffekt ist seit einem Jahrhundert als Phänomen bekannt, wird allerdings erst in den letzten zwei Jahrzehnten als globale Bedrohung ernst genommen, und erst seit einem Jahrzehnt beschäftigt sich die Politik auf internationaler Ebene mit der Einleitung von Vorsorgemaßnahmen.
1896 publizierte Svante Arrhenius den Text „On the Influence of Carbonic Acid in the Air upon the Temperature of the Ground“ (1), in dem der schwedische Wissenschafter der Scientific Community mitteilte, dass seinen Berechnungen zufolge das von den Menschen (durch Verbrennungsprozesse) verursachte Kohlendioxid langfristig die globale Durchschnittstemperatur erhöhen werde. Arrhenius‘ Text stellt den Ausgangspunkt einer diskontinuierlich verlaufenden Debatte über den Treibhauseffekt dar.
Die im äußeren Bereich der Ringgalerie des Salzburger Kunstvereins gezeigten Digitaldrucke enthalten allgemeine Informationen über den natürlichen und anthropogenen Treibhauseffekt und dessen potentielle Auswirkungen.
Im inneren Bereich der Ringgalerie wird anhand der vom renommierten Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie verfassten Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“ (2) eine Kritik an Lösungsstrategien gegen den Treibhauseffekt unternommen. Das Wuppertal Institut ist die einflussreichste Forschungsanstalt im deutschsprachigen Raum, die „sich systematisch sowohl mit den weltweiten ökologischen Herausforderungen als auch mit der komplexen Aufgabe eines ökologischen Strukturwandels beschäftigt. Es übernimmt eine Mittlerfunktion zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik“ („Kurzinformation“ des Instituts). Die von den Wuppertal-Wissenschafter_innen erarbeiteten Leitbilder für eine nach ökologischen Kriterien geregelte Marktwirtschaft stützen sich auf bereits seit über einem Jahrzehnt bestehende Konzeptionen von „sustainable development“ (nachhaltiger Entwicklung), wobei mittlerweile dafür der „unverbrauchtere“ Begriff „zukunftsfähig“ verwendet wird.
Die Studie enthält zwar zahlreiche positive Denkanstöße, legt aber eine zu starke Hoffnung auf technische Innovationen und Effizienztechniken. Das primäre Ziel scheint eine ökologische Modernisierung des kapitalistischen Wirtschaftssystems bei gleichzeitiger Absicherung bestehender innergesellschaftlicher wie auch globaler Herrschaftsverhältnisse zu sein. Ausgehend von der Wuppertal-Studie und „50 Punkten für die heile Welt“ aus dem Buch „Wir Klimamacher“(3) von Hartmut Graßl, dem Direktor des Weltklimaforschungsprogrammes in Genf, findet in „100 Jahre Treibhauseffekt“ eine Auseinandersetzung mit dem Treibhauseffekt als einer komplexen Problematik statt, die mit zahlreichen sozio-ökonomischen Phänomenen in Verbindung steht.
(1) Der Text erschien im London, Edinburgh and Dublin Philosophical Magazine and Journal of Science und wurde für das Projekt „100 Jahre Treibhauseffekt“ in Auszügen ins Deutsche übersetzt.
(2) BUND; Miseor (Hg.). Zukunftsfähiges Deutschland – Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung. Basel; Boston; Berlin: Birkhäuser, 1996
(3) Graßl, Hartmut; Klingholz, Reiner: Wir Klimamacher – Auswege aus dem globalen Treibhaus. Frankfurt am Main: S. Fischer-Verlag, 1990