Ein Film von Oliver Ressler
40 min., HD, AT/GE/UK 2013
„Man kann von der „Plünderung“ Georgiens reden. Öffentliches Eigentum, das den gemeinsamen Bedürfnissen der Gesellschaft dienen sollte, wurde zum Eigentum Einzelner. Wäre das Projekt erfolgreich gewesen, könnten die Bürger_innen ihren Park jetzt nicht mehr nutzen.“
Mikheil Svanidze, „The Plundering“
Extreme Privatisierungen können nur dort stattfinden, wo Menschen unter großem Druck stehen – so wie während des Übergangs der ehemaligen Sowjetrepubliken zur Unabhängigkeit und zum Kapitalismus. Seit der Rosenrevolution 2003 findet in der früheren Sowjetrepublik Georgien solch ein radikaler Umbruch statt. Präsident Micheil Saakaschwili setzte eines der extremsten neoliberalen Projekte der Welt um. In der Rangliste „Ease of Doing Business“ der Weltbank, die jährlich die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit/Wirtschaftsfreundlichkeit von Staaten untersucht, liegt Georgien heute auf Platz 9 von 185 Staaten. Während der „Gemeinnutzen, der in den 70 Jahren des kommunistischen Regimes angehäuft wurde“ (Rusudan Mirzikashvili, „The Plundering“) verschleudert wird, trieb die instabile Situation in einer radikalen freien Marktwirtschaft und die Beseitigung der meisten sozialen Sicherheitsnetze den Großteil der georgischen Bevölkerung in noch nicht erlebte, tiefe Armut.
Der Film „The Plundering“ (Die Plünderung) konzentriert sich auf vier Fälle aggressiver Privatisierung von Staatseigentum in Tiflis. In Interviews wird die Privatisierung der Wasserversorgung von Tiflis sowie des beliebten Marktes Dezerter Bazaar diskutiert. Eine junge soziale Bewegung verhinderte den versuchten Verkauf der Nationalen Wissenschaftsbibliothek sowie die Zerstörung und den Umbau des historischen Gudiaschwili-Platzes im Zentrum Tiflis‘ zu einem Einkaufszentrum.
„Objekte mit strategischer Bedeutung wurden zum Profit einiger Regierungsnaher verkauft“, beschreibt Levan Asabashvili die systematische Korruption im Film. Die Käufer_innen verstecken sich dabei meist hinter Offshore-Unternehmen.
Regisseur und Produzent: Oliver Ressler
Kamera: Niko Tarielashvili
Tonaufnahme und Schnitt: Oliver Ressler
Sound-Design, Mischung und Farbkorrektur: Rudolf Gottsberger
Musik: Erekle Deisadze & Vinda Folio: Agurit Khelshi
Gesprächspartner_innen: Levan Asabashvili, Ani Chankotadze, Giorgi Chubinidze, Alexandre Elisashvili, Nino Gujaraidze, Lasha Kharazi, Zurab Kukuladze, Rusudan Mirzikashvili, Mikheil Svanidze
Übersetzung: Soso Chauchidze
Organisation und Produktionsassistenz: Data Chigholashvili, Soso Chauchidze, Nini Palavandishvili, Ana Ramazashvili, Katharina Tchelidze
Vielen Dank an Nini Palavandishvili, Data Chigholashvili, Katerina Gregos, Luigi Fassi
Der Film wurde im Mai 2013 im georgischen Tiflis aufgenommen im Rahmen des GeoAIR Residency Program im Auftrag des steirischer herbst festival, Graz und Art Sheffield 2013, mit der Unterstützung des Otto Mauer Fonds und des BMUKK.